Gästebuch der Familie Bauer in Obermenzing, geführt 1939 bis 1959.
Gästebuch der Familie Bauer in Obermenzing, geführt 1939 bis 1959.
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Gästebuch der Familie Bauer in Obermenzing, geführt 1939 bis 1959. Ca. 25 x 19 cm. Ca. 160 Seiten, mit vielen Eintragungen, Zeichnungen und Beilagen. Unter den genretypischen Gedichten und Texten auch der Eintrag eines Leutnants namens Gunter Henze, dazu ein Brief, den er am 16. 9. 1941 aus Rußland schrieb (Feldpostnummer 20795): „Erlebt haben wir in dieser Zeit eine ganze Menge, mehr als als in Frankreich und Serbien. Wir sind von Warschau aus über Brest, Garanowize, Minsk, Borisow, dann nach Süden am Dnjepr entlang, dann nach Mogilew, Rogatschew, Gomel nach Tschernigow vorgegangen. Dort sind wir augenblicklich. Rußland ist ein Land, von dem sich wohl kaum jemand eine richtige Vorstellung gemacht hat. Wir hatten schon in Serbien tolle Wegeverhältnisse kennen gelernt, solche Straßen wie hier aber noch nicht. Trotzdem ging der Vormarsch mit einer geradezu unglaublichen Geschwindigkeit vor sich. Die Bevölkerung ist im allgemeinen stumpf, und zwar ist das in Weißrußland auffälliger als in den Gebieten hier, die schon zur Ukraine gerechnet werden. Der russische Soldat ist verbissen und opfert sich auf bis zum letzten. Wohl weniger aus Vaterlandsliebe als vielmehr deshalb, weil er infolge der Organisation der russischen Armee nicht anders kann. Gegen derartig zähe Gegner haben wir auf den früheren Kriegsschauplätzen nicht zu kämpfen gehabt. Die untere Führung der Russen ist häufig sehr geschickt, während man das von der oberen Führung nicht sagen kann. Nach meinem Gefühl ist vor diesem Kriege die russische Luftwaffe überschätzt, die Armee dafür unterschätzt worden. Die Ausrüstung der Armee ist schlecht, bei den technischen Truppen ist die Technik überspitzt worden. Aus dieser Einstellung sind z. B. die Mammuttanks entstanden, die viel zu plump sind und auch einen viel zu kleinen Aktionsradius haben. Die russische Artillerie dagegen ist im allgemeinen nicht schlecht. Die Armee selbst stellt ein buntes Völkergemisch dar, in dem asiatische Typen häufig anzutreffen sind. Körperlich machen die Leute durchweg einen kräftigen und gesunden Eindruck, irgendeine Zivilisation fehlt ihnen völlig. Brillenträger habe ich interessanterweise überhaupt noch nicht darunter gesehen. Die Zivilbevölkerung ist arm und ängstlich. Im Winter wird es wahrscheinlich für diese Leute Hungersnöte geben, weil die Russen beim Rückzug alles zerstören oder mitnehmen. … Mir selbst geht es gut. Ich denke immer gerne an die leider so kurze Zeit in Obermenzing, zumal ich seit Warschau nicht mehr in einem Bett gelegen habe. Das macht aber nichts, und außerdem gewöhnt man sich daran. Hauptsache ist ja der endgültige Erfolg im Osten, der nicht mehr lange auf sich warten lassen wird …“ Buchblock gebrochen, einige Lagen locker.
EUR 128,-- |
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